Was sind die Anforderungen an digitale Medien im Kulturbereich?
12. Juli 2019
Gibt es in Zukunft virtuelle Lehrerinnen und Lehrer? Wo liegen die Chancen der Digitalisierung für Bildungsinstitutionen? Was sind die Anforderungen an digitale Medien im Kulturbereich?
Die Stadtexpertinnen und -experten brachten ganz unterschiedliche Perspektiven auf das Thema ein: Den Blickwinkel der Eltern auf das Heranführen von Kindern und Jugendlichen an den richtigen Umgang mit digitalen Medien; der Aspekt Ausbildung und Weiterbildung im Bereich Naturwissenschaften und Technik; die digitale Archivierung und das Marketing/die Vermittlung von Kulturinhalten über digitale Medien.
In der lebhaften Diskussion – in die sich auch die Teilnehmenden mit vielen Anregungen, teilweise über das Online-Tool Mentimeter einbrachten – war der Themenkomplex Schule ein zentrales Anliegen: Es ging um die Verbindung von Analogem und Digitalem in der schulischen Bildung; um die Fortbildung von Eltern und Bildungspersonal als wichtige Voraussetzung und um die Vernetzung mit außerschulischen Lernorten. Zentrale Herausforderungen dabei sind die Teilhabe für Alle („Feuer entfachen“), die Schaffung notwendiger Räume und Infrastrukturen sowie die Multiprofessionalität. Es gehe nicht nur um Medienkompetenz, sondern auch um Medienmündigkeit.
Zukunftsvisionen
In Kleingruppen diskutierten die Stadtexperten zunächst ihre Zukunftsvisionen. Dabei gab es kein Denkverbot, vielmehr war es Aufgaben, sich von der Gegenwart und aktuellen Problemstellungen zu lösen. Dabei wurden folgende Visionen entwickelt: Alle Menschen haben mehr Freiraum und Zeit für die ständige personalisierte Weiterbildung, Lernen verlagert sich, dabei bleibt mehr Zeit für das Wesentliche. Gleichzeitig ist Teilhabe (für Alle) möglich, auch individuelle Förderung durch intelligente Technik. Kultur und Bildung sind internationalisiert, Datensicherheit gewährleistet. Menschen verfügen über ein digitales kompetenzorientiertes Bildungsportfolio, das mit Lernplattformen vernetzt ist.
Projektideen
Die Stadtexperten kamen zu folgendem Fazit: In der Zukunft braucht es andere Orte für Bildung, in der Stadt müssen feste Anlaufstellen geschaffen werden. Grenzüberschreitende Kommunikation und Austausch sind von großer Bedeutung, ebenso wie die Verschränkung von digitalen und analogen Lernformen.
Dabei wurden erste mögliche Ideen skizziert:
- die Schaffung von interdisziplinären Begegnungsorten, die eine kreative Arbeitsatmosphäre schaffen,
- die Gestaltung von Hubs (z. B. für Softwareentwicklung) mit der notwendigen Infrastruktur, mit Beratung und Marketing vor Ort
- und die Entwicklung von Skills-Labs.
Inkubator für neue Wege in der schulischen Bildung
30. August 2019
Auf die Einrichtung eines Inkubators für neue Wege in der schulischen Bildung in Gütersloh wollen die Stadtexperten und weitere Teilnehmer des Denklabors „Bildung und Kultur in der digitalen Welt“ hinarbeiten. Die Idee zu einem solchen Bildungs-Inkubator, der Schule ohne Einschränkungen neu denken und im Kontext der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung innovative Lösungen anbieten soll, stand am Ende des zweiten Treffens ganz oben auf der To-do-Liste. Noch vor dem Digitalen Forum am 8. November im Theater Gütersloh wollen die Denklabor-Aktiven dazu unter möglichst breiter Beteiligung der Öffentlichkeit und vor allem der Jugend weitere Arbeitstreffen sowie einen moderierten Workshop durchführen, um den Bildungs-Inkubator zu konkretisieren.
Das Denklabor „Bildung und Kultur in der digitalen Welt“ im Rahmen des Digitalen Aufbruchs Gütersloh konzentriert sich in nächster Zeit auf das Themenfeld Bildung. Die Stadtexperten, die beiden Moderatoren – Kulturdezernent Andreas Kimpel und Schulleiter Martin Fugmann (Evangelisch Stiftisches Gymnasium) – sowie rund ein Dutzend interessierte weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer befassten sich beim zweiten Treffen in drei Arbeitsgruppen mit zwei Kernfragen: Wie verändern wir Lernen? Wie verändern wir Schule? Im Ergebnis herrschte Einigkeit darüber, dass Freiräume geschaffen werden müssen, um Innovatives entwickeln zu können, und dass Schule im digitalen Zeitalter „aufgebrochen“ werden müsse, um zukunftsfit zu werden. Große Chancen sahen die Diskutierenden in drei Vorgehensweisen. Erstens: interdisziplinär und außerhalb der Schulmauern denken. Menschen von außerhalb in die Schule bringen, sie in den Unterricht einbeziehen. Schulen einen Container zur Verfügung stellen, der in die Einrichtung hineingeholt werden kann und in dem in Art einer Denkfabrik Themen aus ungewohnten Blickwinkeln angegangen und neue Formate entwickelt werden können. Zweitens: nicht nur die digitale Technik als Werkzeug benutzen, sondern auch die Schule, die Pädagogen als Werkzeug empfinden. Lehrerinnen und Lehrer sollen – deutlich freier von Lehrplanvorgaben als bisher – ihre Ideen einbringen und die Digitalisierung dafür kreativ nutzen dürfen. Und drittens: einen Bildungs-Inkubator für Gütersloh kreieren. Ob das ein fester Ort ist, ein Container, eine virtuelle Plattform – das wollen die Denklabor-Aktiven in den nächsten Wochen klarer umreißen. Dafür wünschen sie sich noch eine stärkere Beteiligung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Wir können Anschieber sein für diesen Prozess“, fasste Andreas Kimpel die Aufbruchsstimmung im Denklabor zusammen. „Es steckt eine große Chance darin, jetzt ohne Restriktionen sozusagen auf der ,grünen Wiese‘ zu denken.“
Zu Beginn hatte Martin Fugmann mit einem Vortrag über digital gestütztes Lernen und Arbeiten in der Schule des 21. Jahrhunderts Denkanstöße gegeben. „In der digitalen Schule geht es um personalisiertes und selbstreguliertes Lernen“, machte er deutlich. „Schüler werden stärker von Lehrern begleitet anstatt frontal unterrichtet. Das ist ein fundamentaler Rollenwandel.“ Lernende und Lehrende seien vernetzt, Unterricht werde dadurch immer öffentlicher.
Den Bereich Kultur deckte Dezernent Andreas Kimpel ab, indem er das Projekt „OWL-Kultur-Plattform“ vorstellte. Das Gemeinschaftsprojekt im Rahmen der „Regionale 2022“ befindet sich in der Entwicklungsphase und soll nach Fertigstellung einen komfortablen nutzerorientierten Überblick über sämtliche Kulturveranstaltungen in Ostwestfalen-Lippe bieten. Nutzer der „lernenden“ Plattform sollen nicht nur potenzielle Besucher von Museen, Konzerten und touristischen Attraktionen sein, sondern auch Kulturschaffende und Kulturvermittler, die über die Plattform bei der Organisation und Umsetzung ihrer Projekte unterstützt werden sollen.