Zehn Stadtexperten diskutierten zur „Zukunft der Arbeit“
6. Juni 2019
Das erste Denklabor im Rahmen des Prozesses des Digitalen Aufbruchs hat den Kompass ausgerichtet für Projekte zur „Zukunft der Arbeit“. Unter der Leitung eines Führungstandems, bestehend aus Dr. Ursula Frank (Beckhoff Automation) und Henning Matthes (Beigeordneter für Bildung, Familie, Soziales und Sport) entwickelten sie – unterstützt von weiteren Teilnehmern – erste Schwerpunkte. Daraus soll in den weiteren Runden eine Projektliste entwickelt werden, die Vorschläge enthält, welche Weichen für eine digitale Entwicklung am Wirtschaftsstandort Gütersloh gestellt werden sollen.
Das erste Denklabor zur „Zukunft der Arbeit“ ist ein gelungenes Experiment im Digitalen Aufbruch: Eine umfangreiche Ideensammlung ist das Ergebnis einer intensiven Diskussion.
Der gut dreistündige Workshop in der Stadtbibliothek begann mit einer kurzen Begrüßung von Bürgermeister Henning Schulz. Er beschrieb den experimentellen Ansatz der Denklabore – weitere zu den Themen Bildung und Kultur in der digitalen Welt, neue digitale Öffentlichkeit, vernetzte Mobilität und nachhaltige Lebenswelten werden in den nächsten Wochen folgen – und forderte die Stadtexperten wie die Teilnehmer auf, „Denkbarrieren aufzugeben.“ Nicht IT-Expertisen seien gefragt, sondern Impulse, Alltagserfahrung und Querdenken.
Die Voraussetzungen bieten die zehn StadtexpertInnen in jeder Weise: Handwerk und Start-up, Psychologin und Ingenieur, Wirtschaftsförderer, Schüler und Betriebsrätin. Sie alle stehen für unterschiedliche Perspektiven, aus denen Sie sich dem Thema „Zukunft der Arbeit“ nähern. Im ersten Teil des Abends entwerfen sie ein Zukunftstableau vom Standpunkt der nächsten 20 Jahre: hochindividualisierte und komplett durchdigitalisierte Arbeitsformen, erheblich weniger Zeit für Arbeit wie wir sie heute denken, Umdenken, was den „Identifikationsfaktor Arbeit“ betrifft, vollautomatisierte Produktion und Industriezweige, die komplett verschwunden sind. Oder vielleicht kommt doch alles ganz anders? Es ist ein Merkmal der Entwicklung, dass kaum jemand zu prognostizieren vermag, wie schnell und in welchem Umfang sich Wandel vollzieht. Auch das wird an diesem Abend immer wieder thematisiert.
Am Ende stehen die Vorschläge, was aus Sicht der StadtexpertInnen Vorrang haben sollte bei der Entwicklung von Maßnahmen für den Standort Gütersloh:
- Ein attraktives Umfeld für Digitalunternehmen und Start ups schaffen, um damit Netzwerke, Bindungs- und Nachzugseffekte zu generieren
- Eine positive Haltung zum Thema „Digitalisierung“ und deren zentraler Bedeutung in die Bevölkerung hinein vermitteln und den Nutzen für jeden Einzelnen wie auch für die gesamte Stadtentwicklung deutlich machen
- Eine attraktive Umgebung und Infrastruktur für junge Menschen schaffen – sprich eine „Szene“ und Lebensräume gestalten, die junge Menschen anzieht und hält
- Individualisiertes und lebenslanges Lernen fördern
- Die Voraussetzung dafür schaffen, dass keine Bevölkerungsgruppe von digitalen Entwicklungen abgehängt wird
Arbeitszeit als Lebenszeit begreifen
8. Oktober 2019
Wie wollen wir die Zukunft unserer Arbeit gestalten? Was sind Anforderungen an künftige Arbeitsplatzsituationen? Wo liegen Chancen in diesen Wandlungsprozessen für Gütersloh? Diese und weitere Fragen diskutierten die Stadtexperten und -expertinnen sowie weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer jetzt beim zweiten Denklabor „Zukunft der Arbeit“ im neuen Digitalen Werkraum in der Stadtbibliothek Gütersloh.
Der gut dreistündige Workshop begann mit Input von Alexander Rüsing. Er ist Geschäftsführer der Fireschutz UG aus Bielefeld, einem Start-up, das digitale Brandschutzmöglichkeiten anbietet. Der Gründer nutzt als Arbeitsort die besondere Umgebung der Bielefelder Founders Foundation, einer Initiative, die Start-up-Gründer und Unternehmer der Zukunft am Wirtschaftsstandort Ostwestfalen-Lippe fördert. Das Besondere dabei: Ein offenes Umfeld mit einer flexibel nutzbaren Bürofläche, auf der mehrere Jungunternehmer gleichzeitig an ihren Ideen arbeiten. Sowie die Nutzung von modernster Technik und ein vertrauensvolles und transparentes Arbeiten miteinander. Dies ermöglicht den Gründern eine Umgebung, in der zu jeder Uhrzeit flexibel gearbeitet werden kann. Ganz nach dem Motto „Arbeitszeit ist Lebenszeit“. Ein Konzept, das sicherlich nicht für jede Arbeitsform sinnvoll und umsetzbar ist, unterstreicht Rüsing. Jeder könne aber einen Denkanstoß für seinen jeweiligen Arbeitskontext mitnehmen.
Aufbauend auf diesem Hintergrund diskutierten die Stadtexperten und -expertinnen unter Moderation von Tandemmitglied Henning Matthes, Beigeordneter für Bildung, Familie, Soziales und Sport bei der Stadt Gütersloh, die Umsetzung der Ansätze und Ideen, die in ihrem ersten Treffen im Juni entwickelt wurden. Konkret bedeutet das: Wie können Projekte zur „Zukunft der Arbeit“ für den Standort Gütersloh aussehen? Wie kann die Digitalisierung als mögliches Handwerk für neue Lösungsansätze in der Gütersloher Arbeitswelt genutzt werden?
Am Ende bleiben mehrere Ideen, die in Projekten münden können und aus Sicht der Stadtexperten und -expertinnen Vorrang haben sollten bei der Entwicklung von Maßnahmen für den Standort Gütersloh:
- Ein attraktives Umfeld für Start-ups, Selbstständige und Freiberufler aus verschiedenen Branchen schaffen. Zum Beispiel durch den Aufbau eines „Coworking-Space“ oder eines „FabLab“. Konkret bedeutet das, Räumlichkeiten mit Arbeitsplätzen und Infrastruktur sowie einem möglichen Zugang zu modernen Fertigungsverfahren zu schaffen. Diese können den Nutzern zeitlich befristet zur Verfügung gestellt werden.
- Aufbau einer „Digital Academy“: Ein Bildungsangebot, das sich regelmäßig mit aktuellen Themen rund um Digitalisierungstrends befasst. Mit Experten sollen bestehende Themen tiefergehend behandelt sowie Hilfestellungen für die Bürgerinnen und Bürger im Arbeitsumfeld gegeben werden.
- Alleinstellungsmerkmale innerhalb der Gütersloher Arbeitswelt analysieren und spezifische Themengebiete oder Personengruppen zielgerichtet fördern. Und so ein mögliches Leuchtturmprojekts (gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem Coworking-Space) für die Region generieren.